Spielzeugwelten auf der Bühne

Sebastian Harbort und Mirko Frosch aus den Theaterwerkstätten sprechen über das Bühnenbild zu »Die Reise nach Reims«.
Nele Winter | Wednesday 05.03.2025
Die Playmobilpferde und die Katze für »Die Reise nach Reims«
Die Playmobilpferde und die Katze für »Die Reise nach Reims« | © Mirko Frosch

Die Inszenierung von »Die Reise nach Reims« an der Oper Leipzig verspricht nicht nur musikalisch ein Erlebnis, sondern auch optisch eine Reise in die Kindheit zu werden. Im Gespräch mit dem Theaterplastiker Sebastian Harbort und dem Meister der Kaschier- und Plastikerabteilung Mirko Frosch erfahren wir, wie ikonische Spielzeuge aus dem Kinderzimmer ihren Weg auf die Bühne gefunden haben.

Welche Elemente der Inszenierung könnte das Publikum aus seiner Kindheit wiedererkennen?

SH Wir haben drei große Playmobil-Pferde gebaut, die mit einer Höhe von 2,40 Metern noch größer als echte Pferde sind. Als Vorlage dazu dienten Playmobil-Pferde aus dem Jahr 1973.

MF Darüber hinaus gibt es eine Katze, einen Hund und sogar ein Flugzeug. Eine Besonderheit ist, dass die Spielzeuge zunächst in klein zu sehen sind und dann in einer überdimensionalen Version erscheinen – sie wachsen quasi plötzlich. Das Bühnenbild selbst erinnert an ein riesiges Polly-Pocket-Haus. Auch Kostüme und Maske sind in Playmobil-Optik.

Hand aufs Herz – wie schwer war es, während der Arbeit nicht einfach mit den gebauten Elementen zu spielen?

SH Natürlich haben wir uns vorrangig auf die Arbeit konzentriert. Aber als alles fertig war, konnten wir nicht widerstehen: Wir haben die Pferde ausprobiert und sind selbst mal draufgeklettert.

Wie habt ihr die Playmobil-Pferde technisch umgesetzt?

SH Zunächst haben wir auf Basis der Vorgaben der Bühnenbildnerin Martina Segna eine zweidimensionale Zeichnung erstellt. Daraus haben wir eine Schablone gefertigt und auf der Bühne getestet, ob die Pferde die gewünschte Größe haben oder angepasst werden müssen. Danach wurde eine Unterkonstruktion gebaut, um Stabilität zu gewährleisten, sodass die Darsteller sicher darauf sitzen können. Erst dann kam die finale Fertigung.

Wie viele Menschen waren am Bau der Pferde beteiligt?

SH Eigentlich war unsere gesamte Abteilung involviert. Ich habe das Styropor geschnitzt, aus dem die Pferde bestehen. Danach wurde es beschichtet, kaschiert und bemalt. Ein Schlosser und ein Rüstmeister haben Metallbestandteile und eine Tritthilfe angefertigt, damit die Darsteller aufsteigen können. Zudem hat ein Tischler die Unterkonstruktion aus Holz gefertigt. Es waren also viele Hände beteiligt.

Welche Herausforderungen gab es beim Nachbau dieser ikonischen Spielzeuge?

SH Die größte Herausforderung war die Exaktheit der Form. Playmobil-Pferde haben klare Linien, und in dieser Größe fällt jede noch so kleine Ungenauigkeit auf. Die Spannung der Form genau richtig hinzubekommen – und das gleich dreimal – war wirklich anspruchsvoll.

Gab es Pannen oder unvorhergesehene Schwierigkeiten?

MF Bei einem der drei Pferde haben wir zunächst das charakteristische Loch in der Schulter vergessen. Zum Glück lässt sich Styropor leicht nachbearbeiten, sodass wir den Fehler problemlos korrigieren konnten.

Habt ihr beim Bau auf Nachhaltigkeit geachtet?

MF Ja, das war uns wichtig. Die Katze und der Hund stammen aus unserem Fundus – der Hund war früher in einer »Carmen«-Produktion zu sehen. Die Pferde bestehen teilweise aus recyceltem Styropor alter Dekorationen. Generell versuchen wir, möglichst viele Materialien wiederzuverwenden und nachhaltige Alternativen einzusetzen.

Wie fühlt es sich an, wenn man die fertigen Bühnenbilder auf der Bühne sieht?

SH Es ist ein tolles Gefühl, die Elemente, an denen man so lange gearbeitet hat, endlich im Einsatz zu sehen – fast so, als würden sie zum Leben erwachen.

MF Gleichzeitig beobachtet man natürlich mit Argusaugen, ob alles so funktioniert, wie es soll. Aber wenn dann alles reibungslos läuft, ist das ein echter Gänsehautmoment.

Sebastian Harbort und Mirko Frosch sowie weitere Kolleginnen und Kollegen aus den Theaterwerkstätten