Mach alles genauso nochmal!

Musiklegende und Komponist Howard Carpendale im Gespräch mit Dramaturgin Marlene Hahn
Marlene Hahn | Dienstag 29.10.2024
Howard Carpendale
Howard Carpendale | © Michael de Boer

Was verbinden Sie mit Leipzig? 

Na, ich habe 1990, direkt nach dem Mauerfall, als einer der ersten im Gewandhaus endlich ein Konzert spielen können. Diese tolle Atmosphäre, diese Begeisterung ist mir immer noch Erinnerung, und wir kommen jedes Mal, wenn wir auf Tour sind, nach Leipzig. 

Thomas hatte sich mit der Idee an mein Management gewandt und es wurde umgehend ein Treffen arrangiert. Er begeisterte mich sofort mit seiner Kreativität und seiner überzeugenden Art, wie man heutzutage Musicals auf die Bühne bringen sollte.

Ich habe immer darauf geachtet, dass es glaubwürdige Geschichten sind, die meine Songs ausmachen.

Howard Carpendale

Ihre Lieder erzählen oft Episoden aus dem Leben. In »Hello! Again?« kommt durch Ihre Lieder eine Geschichte auf die Bühne. Was hat Sie an dieser anderen Art des Erzählens gereizt? 

Ich habe immer darauf geachtet, dass es glaubwürdige Geschichten sind, die meine Songs ausmachen. Und auch als Künstler hat man tagtäglich Erlebnisse, die das Leben schreibt. Die Kunst ist es dann, diese Stimmungen aufzunehmen und in entsprechende Texte und Sounds zu verarbeiten.

Neben den Hits, die jeder, jede auf der Straße sofort mitsingen könnte, gibt es ein Wiedersehen oder ein Kennenlernen mit weniger bekannten Hits, die uns bei den Proben sehr bewegen und begeistern. Haben Sie einen Lieblingssong in der Show?

Ich war von Anfang sehr beeindruckt, wie Thomas es geschafft hat, alle Songs so einzubinden, dass nicht eine Zeile verändert werden musste. Daher kann ich gar nicht sagen, was mir am besten gefällt. Aber natürlich ist die »weibliche« Interpretation von »Ti amo« schon sehr besonders.

Welche Gemeinsamkeiten haben Musik und Sport für Sie, wenn Sie sagen: »Ich bin ein Sportler, der mit Musik sein Geld verdient«?

Auf der Bühne zu stehen bedeutet ebenso Höchstleistung zu bringen, wie es im Sport auch der Fall ist. Jeder Abend ist wie eine Challenge, dass Beste aus sich herauszuholen und benötigt größte Konzentration. Diesen Ehrgeiz und diese Disziplin habe ich im Sport gelernt.

Was würden Sie Ihrem 18-jährigen »Ich« heute sagen?

Wenn Du die Chance hast, mach alles genauso nochmal.

Ein Künstler muss authentisch sein.

Howard Carpendale

Sie gehen offen mit Ihren persönlichen Gipfelstürmen und Talwanderungen um und teilen mit Ihren Fans auch die schweren Erfahrungen im Leben. Andere Stars versuchen, sich nicht hinter die perfekte Fassade blicken zu lassen, außer vielleicht durch ihre Songs. Warum haben Sie sich für Ihren Weg entschieden?

Ein Künstler muss authentisch sein. Und aus meiner Sicht sollte man daher auch zeigen, dass man lebt. Und zum Leben gehören nicht nur Höhen, sondern auch die Tiefen.

Haben Sie diese Entscheidung jemals bereut? 

Nein, im Gegenteil. Ich würde es immer wieder so machen.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Partnerschaft, in der Liebe? 

Offenheit und vor allem Aufmerksamkeit. Jeden Tag auf den anderen zu achten und zu spüren, wie es dem Partner geht, bildet ein starkes Fundament.

Gibt es nach all Ihren Erfahrungen DEN Tipp für die Liebe? 

Ach, das wäre vermessen, weil jeder doch eine ganz eigene Sicht haben sollte, warum er liebt. Aber ich kann mich da nur wiederholen … immer in der Aufmerksamkeit bleiben.

Ich kann es nicht in Worte fassen. Ich werde wahrscheinlich ein paar Tage brauchen, um wirklich zu verstehen, dass es gelungen ist, dieses Projekt auf die Bühne zu bringen.

Mögen Sie Musicals? Gehen Sie manchmal in Broadway- oder West End Shows?

Ich mag alles, was gutes Entertainment ist. Und dazu gehören auch tolle Musicals. Ich war oft am Broadway und habe dort im Original viele schöne Abende verlebt.

Es gibt wenige Stars im Rampenlicht, die Musik über so viele Jahre erfolgreich produzieren … Woher nehmen Sie Ihre Motivation, Inspirationen, Ihren Antrieb für das, was sie seit so vielen Jahren tun? 

Einfach die Lust, die Menschen glücklich machen zu dürfen.

Ich finde es ganz wichtig, dass man als Künstler nicht den Boden unter den Füßen verliert.

Howard Carpendale

Ich las in einem Interview, dass Sie kein Problem haben, fünf Minuten nach dem Auftritt abzuschalten, auf dem Boden des Alltags zu landen und die tausenden Fans, das Scheinwerferlicht für den Tag ruhen zu lassen. War das schon immer so? Haben Sie einen Tipp für das »Abschalten«?

Ja, das war immer so. Ich nehme mich da nicht wichtiger, als die, die im Publikum sind. Ich finde es ganz wichtig, dass man als Künstler nicht den Boden unter den Füßen verliert. 

Welches Klischee mögen Sie von sich nicht?

Nun, da ist diese Sache mit dem Comeback. Ich höre immer, dass ich mindestens zehnmal wiedergekommen sein soll … das ist absoluter Nonsens. Es war nur einmal weg und wieder da.

Gibt es eines, das Sie mögen oder das Sie zum Lachen bringt?

Nach wie vor bringt es mich zum Schmunzeln, wenn ich angeblich immer noch als »Womanizer« durchgehen soll …

Welche Frage hätten Sie schon immer gerne beantwortet, aber niemand hat sie gestellt … 

Das ist eine wirklich gute Frage und ich würde sagen, das ist die Frage. (lacht)

Und was würden Sie sagen?

Endlich mal eine Frage, die ich noch nie beantworten durfte.