Um sich vor dem Ansturm potentieller Heiratskandidaten zu schützen, fingiert die schöne Gräfin Mariza eine Verlobungsfeier mit dem Gutsbesitzer Zsupán aus Varasdin und lädt in allen Zeitungen großspurig dazu ein. Allein der Bräutigam habe sich für den besagten Abend entschuldigt. (Spätestens jetzt müsste dem geneigten Operettenfan klar sein, dass es sich bei Zsupán um eine fiktive Figur aus Johann Strauß’ »Z.-Baron« handelt.) Als dieser aber plötzlich in leibhaftiger Gestalt vor Mariza steht, ist sie ähnlich verblüfft wie ihr Fake-Bräutigam, der aus der Zeitung von seinem Glück erfahren hat. Mariza gerät unter Zugzwang: Gesteht sie vor versammelter Gesellschaft ihr kleines Abwehrmanöver oder folgt sie Zsupáns Ruf: »Komm mit nach Varasdin!«? Einem jedenfalls würde sie damit einen gewaltigen Stich versetzen, dem melancholisch veranlagten Tassilo, der Mariza ausgerechnet an jenem denkwürdigen Abend zum ersten Mal begegnet.
Mit seiner Operette »Gräfin Mariza« verfolgte Kálmán den Plan, den Erfolg der »Csárdásfürstin« zu wiederholen. Das Ergebnis sieht aus wie eine Operette nach Rezept. Man rühre zunächst ein absurdes Spiel mit den Identitäten an, hebe eine melodramatische Liebesromanze darunter, garniere das Ganze mit einer Mischung aus Walzerseligkeit und jeder Menge feuriger Csárdásrhythmen und streue zum Schluss ein paar zeittypische Foxtrottklänge darüber.