Wie verstärkt man Stimmen?

Tobias Finke, Leiter der Tonabteilung der Musikalischen Komödie, gibt Tipps!
Montag 24.07.2023

Tobias Finke, Leiter der Tonabteilung der Musikalischen Komödie, erklärt, worauf es beim Verstärken von Stimmen im Musiktheater ankommt.

Kathrin Göhring
Kathrin Göhring | © Kirsten Nijhof

Anders als in der Oper oder der Operette bekommen im Musical grundsätzlich alle solistischen Rollen ein Mikroport. Unsere Aufgabe ist es dann, die Aussteuerung so zu gestalten, dass die Stimmen immer etwas über dem Orchester bleiben und sich durchsetzen können. Welches Mikroport wann an- und ausgeschaltet ist, wird vor und während der Proben programmiert. Das passiert während der Vorstellungen also automatisch. 

Dennoch haben wir bei den Sängern, die gerade dran sind, immer den Finger am Regler, um spontane Anpassungen vornehmen zu können, ganz ähnlich wie bei den Kollegen vom Licht, die die Verfolger fahren und flexibel auf die Bewegungen auf der Bühne reagieren müssen. Die Lautstärke des Orchesters und der Sänger kann nämlich von Vorstellung zu Vorstellung variieren oder ein Instrument klingt etwas länger nach als gewöhnlich. Es handelt sich schließlich um lebendige Menschen, die live spielen, was ja auch das Besondere am Theater ausmacht.

Wenn dann alles gut abgestimmt funktioniert, die Zuschauer gar nicht mehr über Tontechnik nachdenken, sondern einfach die Vorstellung genießen, ist unser Ziel erreicht.

Tobias Finke, Leiter der Tonabteilung der Musikalischen Komödie

Bei der Verstärkung spielt auch der Raum eine wichtige Rolle. Eine Besonderheit einer Bühne wie unserer ist, dass die Sänger deutlich leiser klingen, wenn sie sich hinter das Portal bewegen. Sobald sie auf die Vorderbühne treten, wird der natürliche, also nicht verstärkte Anteil ihrer Stimmen viel stärker hörbar. Dann muss die Stimmverstärkung reduziert werden. Die Akustik variiert auch je nach Bühnenbild. Gibt es Stoffe? Gibt es freien Raum? Gibt es reflektierende Flächen? All diese Faktoren sind für die Verstärkung relevant.

Ein Teil unserer Arbeit, den das Publikum nicht bemerkt, der für den Betrieb aber ganz wichtig ist, ist die Verstärkung auf der Bühne, das sogenannte Monitoring. Wir müssen sicherstellen, dass die Sängerinnen und Sänger sich selbst und das Orchester hören können. Dazu werden zumindest die wichtigen Gesangspartien sowie einzelne Instrumente, die Tonhöhe oder Rhythmus vorgeben, oder sogar das ganze Orchester akustisch auf die Bühne geholt. Das kann manchmal das Schlagzeug, das E-Piano oder der Bass sein. Auch wenn Musik aus dem Off kommen soll, spielt das Monitoring eine wichtige Rolle. An den Positionen, von wo die Musik gespielt wird, müssen also nicht nur Mikrofone eingerichtet sein, sondern auch Lautsprecher für das Monitoring. Darüber hinaus brauchen die Musiker einen Bildschirm, wo sie ein Live-Video des Dirigenten verfolgen können.

Saal der Musikalischen Komödie
Saal der Musikalischen Komödie | © Tom Schulze

 

Beim Umbau der Musikalischen Komödie, der von 2019–2021 stattfand, war es das Ziel, ein möglichst gleich gutes Hörerlebnis
an allen Sitzplätzen zu gewährleisten. Das ist bis auf wenige Ausnahmen gelungen. Wenn dann alles gut abgestimmt funktioniert, die Zuschauer gar nicht mehr über Tontechnik nachdenken, sondern einfach die Vorstellung genießen, ist unser Ziel erreicht.