Wenn das Klassenzimmer zur Bühne wird

»Adna« tourte bereits durch zahlreiche Klassenzimmer in ganz Sachsen und begeisterte viele Kinderherzen. In dem von Christina Geißler konzipierten Stück geht es um den Moment, wenn man neu in eine Gruppe kommt, die »Neue« im Klassenzimmer ist.

Was sind für euch die größten Unterschiede, wenn ihr in einem Klassenzimmer auftretet, statt auf der Bühne der Musikalischen Komödie?

Laura Dominijanni Ein deutlicher Unterschied ist sicherlich der direktere und engere Kontakt mit dem Publikum. Folglich die Möglichkeit, auch die Emotionen, die sie empfinden, besser wahrzunehmen, im Gegensatz zur Dunkelheit des großen Theatersaals, wo man eine größere Distanz zu den Zuschauerinnen und Zuschauern spürt, obwohl man weiß, dass wir dennoch ihre Herzen erreichen.
 

Irem Erden Es ist auch räumlich anders: kein Tanzboden, keine Beleuchtung, keine Maske, … es ist eine Bühne im Alltag, eine, die wir alle aus unserer Kindheit kennen. Jedes Mal, wenn ich an der Tafel stand, fühlte ich mich wie auf einer Bühne.

Kleinere Bühne, also weniger Aufregung?

Laura Dominijanni Auf keinen Fall, denn obwohl ich weiß, dass es sich um ein jüngeres und daher weniger erfahrenes und kritisches Publikum handelt, fühle ich die große Verantwortung, die Botschaft dieses Projekts so klar und korrekt wie möglich zu vermitteln, wobei selbst die kleinsten Details entscheidend sind.

Ihr tretet mit den Schülerinnen und Schülern nur nonverbal in Kontakt. Werdet ihr verstanden?

Laura Dominijanni Ich denke, dass die nonverbale Kommunikation eine große Kraft hat, ich würde sogar sagen, eine größere, denn in der Begegnung mit Musik und Tanz können sich der Geist und das Herz öffnen und auch die verborgenden Teile unseres Wesens zum Vorschein kommen.

Kennt ihr selbst einen solchen »Adna«-Moment?
 

Irem Erden Ich bin damals mit 15 Jahren für mein Studium nach Berlingekommen, und ja, da war ich auch neu in der Klasse und konnte die Sprache nicht gut, konnte mich kaum verständlich machen und habe vielem nicht folgen können. Das war unangenehm und schwierig.

Laura Dominijanni Ja, ich war selbst mal neu in der Klasse, ich war ziemlich eingeschüchtert – obwohl ich die gleiche Sprache sprach. Deshalb halte ich »Adna« für ein wirklich wichtiges Integrationsprojekt, denn die Kinder sind nicht immer in der Lage, die Schwierigkeiten der anderen zu verstehen, sich einzufühlen.

Ein besonderer Moment als Adna, den ihr nicht so schnell vergessen werdet?
 

Irem Erden Für mich ist es immer sehr emotional, wenn man beimGespräch danach von den Kindern ihre Geschichten erfährt; es sind immer welche dabei, die sich mal wie Adna fühlten.
 

Laura Dominijanni Es gibt einen Auftritt, den ich nie vergessen werde. Bei diesem war ein kleines Mädchen dabei, dessen Geschichte der von Adna sehr ähnlich war: fremd, neu in der Klasse und mit großen Integrationsschwierigkeiten, von denen uns die Lehrerin vor der Aufführung erzählt hatte. Meine Gefühle beim Tanzen waren daher besonders intensiv, denn ich wusste, dass meine Rolle in dieser Klasse entscheidend und heikel war. Dieses besagte Mädchen war am Ende der Aufführung sehr berührt und ich erinnere mich, dass ich geweint habe.

Wie sehr ähneln sich die Auftritte? Es ist ja auch immer eine andere Klasse …
 

Irem Erden Um ehrlich zu sein, ist es jedes Mal anders, das ist das Spannende für mich: neues Klassenzimmer, neue Bühne, neues Publikum, neue Reaktionen. Nur ein Moment bleibt immer gleich: das Gefühl am Ende, wenn man die Kinder lächelnd sieht, wenn sie Adna helfen.